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Freitag, 3. Januar 2014

Luise Rinser

LUISE RINSER - geboren 1911 im alten Schulhaus in Pitzling
Eine der grossen deutschen Schriftstellerinnen.
Sie ist Teil meines Lebens. Unsere Wege kreuzten sich immer wieder. 


3 Kommentare:

Peter hat gesagt…

Tief, sehr tief in uns allen "schläft der Gott", sagen die Indianer.

Luise Rinser
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„Ein Leben, bei dem nicht von Zeit zu Zeit alles auf dem Spiel steht, ist nichts wert."

Luise Rinser (1911-2002)

Peter hat gesagt…

Mirjam zu Jesus:“Den Feind lieben sagst du. Aber gibt es überhaupt Feinde ?
Ich meine, man ist doch nicht von jeher Feind. Man wird’s. Aber warum? Aus Angst, aus Habsucht, aus Neid, aus Eifersucht. Aus all dem macht man sich selber einen Feind“. Und Jesus zu Mirjam: „Nicht Furcht vor Strafe hält ab vom Töten des Lebens und der Seele. Nur die Erkenntnis vom Einssein alles Lebendigen schafft das Friedensreich. Sag das den anderen. Sag es allen! Sag es tausend mal tausendmal. Dies ist mein Auftrag an dich: Lehre die Einheit alles Lebendigen, lehre die Liebe.“

Aus MIRJAM von Luise Rinser (ISBN 3-596-25180-X)

Luise Rinser geboren 1911 - gestorben 2002

Peter hat gesagt…

Kleiner Ausschnitt aus „Kunst des Schattenspiels, 1994-1997“ von Luise Rinser, ISBN 3-10-066052-8

Mein Münchner Ostersonntag. Alle Freunde sind auf dem Land, das Wetter ist strahlend frühlingshaft nach all dem Regen. Ich bin allein. Plötzlich überfällt mich das Verlangen mich ins „bunte Gewimmel“ zu werfen. Also in die Stadt. Was will ich dort? nichts als „dabei sein“. Nicht allein sein. In der Unterführung der S-Bahn spielen zwei junge Arbeitslose mit einem Hund. „was sollen wir sonst tun“ sagt der eine, und der andere sagt: „Wohin sollen wir gehen? Wir haben keine Unterkunft. Wir schlafen nachts hier.“ Er zeigt auf Schlafsack und Kleiderbündel. Ich schenke ihnen Geld für den Hund, ein schönes, aber mageres Tier, und rede eine Weile mit ihnen. Ich erinnere mich, wie ich in Paris zum erstenmal mit Entsetzen und romantischem Mitleid die Clochards unter den Seine-Brücken sah. Das war vor vierzig Jahren. Wie viele Obdachlose sah ich seither: in New-York, in Delhi, in Rom, in Bangkok, in Jakarta ... Ich will mich nicht traurig machen am Ostersonntag. Ich gehe weiter. Ich sehe in der Kaufingerstraße eine Gruppe Bolivianer, sie singen und tanzen, und mir kommt lebhaft die Erinnerung an meine Südamerika-Reise und meine Begegnung mit den Indios in den Anden, auf 4000 Meter Höhe; dort waren es Minenarbeiter in den einstigen Silber-Bergwerken. Wo ist das Silber? In Spanien. Und in den Häusern der Reichen in La Paz. Ich sah es. Und ich sehe die hundert und aberhundert Indios auf dem Friedhof da oben auf dem Altoplano, da liegen die Bergleute, und kaum einer ist älter als fünfunddreißig geworden.
Ich gehe weiter auf der Neuhauser Straße. Ich höre Musik, klassische, ein Magnet für mich, unwiderstehlich. Bach. Eins der Violin-Konzerte, umgeschrieben für Violine, Bratsche und ein tragbares kleines Cembalo. Der Platz unter den Bögen des Kafhauses hat eine gute Akustik. Die drei Instrumente klingen wie ein Orchester. Vor den Dreien ein andächtiges Publikum, zufällig hier vorbeikommend, gebannt wie ich. Stille. Die Straße wird zum sakralen Raum. Die Szene ist zum Weinen und Beten schön. Die Zuhörer gehen leise weg, ungern, man sieht es. Viele bleiben. Auch ich bleibe, bis die Musiker ihr Spiel beenden. Wer sind sie? Ich sehe im aufgeschlagenen Deckel des Violinkastens einen Zettel: „Drei Musiker aus Sibirien.“ Ich wage näherzukommen. Einer spricht Englisch. Woher kommen sie? Aus Omsk? (Das ist DIE Kunst-Stadt Sibiriens, sie hat drei Opernhäuser.) Nein, sie sind aus Novo-Sibirsk. Ich sage, daß ich schon dort war auf einem Flug Korea-Moskau. Es ergibt sich ein fragmentarisches Gespräch. Sie wundern sich weniger darüber, daß ich in Novo-Sibirsk war (wer kommt schon dorthin), als darüber, daß ich ihnen Fragen stelle, welche ihre Technik, Bach zu spielen, betreffen. Ob ich Musikerin sei? Nein, aber ich verstehe einiges von Musik (habe Geige gelernt) und außerdem sei ich die Frau eines Musikers gewesen, er hieß Carl Orff. Ein Freudenschrei: „Carmina Burana!“ Man kennt ihn wirklich in aller Welt. Wo überall habe ich seinen Namen und sogar seine Musik gehört: zwischen Kalifornien und Japan, und sogar in Südchina, wo man in Setchuan eine Orff-Musikschule eröffnete, als ich dort war. Lieber C.O. - und einmal wollte man dich in München aus der Musikhochschule werfen, und die deutschen Kritiker beurteilten dich als Exzentriker, als Erotomonanen und als “nicht aufführbar“ .... und jetzt liegst du eingemauert in Andechs. Was für eine Musik hörst du jetzt?
Ich gehe weiter, zum Marienplatz. Was für eine Menge